„Blockwart-Manier“

Im Kunstunterricht sprach einer meiner früheren Kunstlehrer (und nebenbei regional berühmter Kunstmaler) gern von „Blockwartmanier“. So richtig verstanden habe ich das damals nicht, denn bei uns auf dem Dorf gab es das nur ansatzweise, nicht wert, es mit dem harten Begriff zu belegen. Nach mehr als 20 Jahre in Städten und Mehrfamilienhäusern verbrachten Jahren hat sich der Begriff mit reichlich Anschauung gefüllt. Das Foto zeigt ein besonders übles, weil zudem gefährliches Beispiel aus der Rumannstraße in Hannover. Wann immer dort beim Auszug (meistens aus der Nummer 5, wo die Fluktuation besonders hoch ist, wie ich in achteinhalb Jahren feststellen konnte; nach etwa fünf Jahren war ich derjenige, der dort am längsten gewohnt hatte) jemand etwas zurückließ, was er nicht hätte zurücklassen dürfen, oder wann immer auch Müll und Altpapier zu früh oder zu spät an die Straße gestellt wurden, gab es einen aufmerksamen Blockwart offenbar aus einem der Nachbarhäuser, der Müllsäcke und sperrige Gegenstände direkt vor dem Hauseingang der Nummer 5 abstellte. Mit seinem Verdacht, daß die Ursache bei einem der Bewohner (oder einer der Bewohnerinnen) dort lag, hatte er im Zweifelsfall durchaus recht. Sein Verhalten ist dennoch schärfstens zu verurteilen: Für das asoziale Verhalten eines Hausbewohners, der wahrscheinlich schon längst ausgezogen ist, pauschal die Bewohner sieben weiterer Wohnungen in Kollektivhaft zu nehmen (von ‚Sippenhaft‘ kann nicht die Rede sein, weil es sich um unabhängige Haushalte handelt), ist mindestens ebenso asozial. Im Beispiel des Kleiderständers (oder was auch immer der Gegenstand im Hauseingang auf dem Foto sein soll), ist es sogar gemeingefährlich: Spätestens ab Einbruch der Dämmerung besteht die Gefahr, daß jemand darüber stolpert und sich verletzt. Dagegen ist es noch geradezu harmlos, wenn in der derselben Gegend ein (oder derselbe) Blockwart bei der Stadt Strafzettel bestellte, weil mal wieder ein neu Zugezogener den Tipp bekommen hatte, daß man vor der Fahrradgarage parken könne, weil eben nur Fahrräder darin stünden. – Dieser Nachbarschaft werde ich keine Träne hinterherweinen, wenn es endlich soweit ist.

(ursprünglich auf GooglePlus)

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